Digitale Gefolgschaft (Türcke, 24.10.2019)

Einladung zur kritischen Suchbewegung

Donnerstag, 24. Oktober 2019, um 19:30 Uhr
in der Villa Ichon

Digitale Gefolgschaft

Vortrag und Gespräch mit
Prof. Christoph Türcke

Verehrte Empfänger unserer Einladungen, 
liebe Freunde Kritischer Suchbewegungen!

Christoph Türcke, der Ihnen schon seit einigen Jahren durch seine klugen zeitkritischen Analysen bekannt ist, wird dieses Mal ein besonders umstrittenes Thema behandeln, das zum Teil leidenschaftlich diskutiert wird. Es ist das Problem des Internets, das mit seinen unaufhaltsamen Entwicklungen und Neuerungen die Benutzer vor hohe Herausforderungen stellt. Christoph Türcke ist ein Experte auf diesem Gebiet und wird dazu einige aufregende Thesen entwickeln.

Der Referent schreibt über seinen Vortrag:
Erst das Internet schafft wirklich demokratische Öffentlichkeit. So schien es um 1990. Jeder kann direkt in sie eintreten, vorbei an allen Kontrolleuren in Regierungen, Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen. Doch wo jeder alles veröffentlichen kann, ebenso private E-Mails, Reklame, Pornografie wie Beiträge zum Brexit, da hört die Öffentlichkeit auf. Schon in den 1990er Jahren war das Internet ein Dschungel, in dem nur noch Suchmaschinen Orientierung verschafften. Google und Facebook gelang es, die Welt durch permanentes Ranking und Likes neu zu strukturieren. In kürzester Zeit haben sie eine neue Weltordnung geschaffen und Milliarden von Nutzern angesogen, die sich wie Schwärme verhalten und viel abhängiger von ihnen sind, als es die traditionelle Öffentlichkeit von ihren Kontrolleuren je war. Diese Schwärme sind die Gemeinwesen der Zukunft: unstete, diffuse, hyperaktive digitale Clans, während traditionelle Verbände wie Familie, Verein, Staat an Auszehrung leiden.

Über unsere Referenten:
Christoph Türcke war nach einem theologischen Examen (1972) und nach einer Promotion in Philosophie (1977) als Gastprofessor in Brasilien tätig und lehrte seit 1993 als Professor für Philosophie an der Hochschule für Graphik und Buchkunst in Leipzig. Er ist einer der bedeutendsten Philosophen, Sozialpsychologen und Kulturkritiker unserer Zeit. Von seinen Veröffentlichungen seien genannt:

Gewalt und Tabu. Philosophische Grenzgänge (1992)
Einführung in die Kritische Theorie (mit Gerhard Bolte, 1994)
Erregte Gesellschaft. Philosophie der Sensation (2002)
Heimat. Eine Rehabilitierung (2006)
Philosophie des Traums (2008)
Hyperaktiv. Kritik der Aufmerksamkeitsdefizitkultur (2012)
Philosophie des Geldes (2015)
Umsonst Leiden. Der Schlüssel zu Hiob (2017)

Herzliche Einladung!
Mit freundlichen Grüßen
Gert Sautermeister und Gerhard Vinnai