Grimmelshausen und sein Simplicissimus – Vom Musketier zum Weltautor

Eine Veranstaltung der Kritischen Suchbewegungen am 26.6.12 um 20.00 Uhr im Gästehaus der Universität Bremen, Teerhof:

Grimmelshausen und sein Simplicissimus – Vom Musketier zum Weltautor

Vortrag und Diskussion mit
Prof. Dr. Heiner Boehncke
Universität Frankfurt

Verehrte Empfänger unserer Einladungen,
liebe Freunde Kritischer Suchbewegungen!

Über den großen Barockautor Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen haben Heiner Boehncke und Hans Sarkowicz eine wunderbare Biographie verfasst. Sie ist im November 2011 in der von Hans Magnus Enzensberger begründeten Anderen Bibliothek erschienen.
Dieses Werk Heiner Boehnckes und seine früheren Vorträge bei den Kritischen Suchbewegungen über die Büchners und die Grimms waren Anlass, ihn abermals einzuladen. Was wir nun erwarten dürfen, skizziert er selbst auf der nächsten Seite.
Wir freuen uns auf einen anregungsreichen Abend mit Heiner Boehncke und unseren Gästen am 26. Juni 2012 im Gästehaus der Universität
und grüßen freundlich.

Johannes Beck, Gert Sautermeister und Gerhard Vinnai

Heiner Boehncke schreibt zu seinem Bremer Vortrag (am 26.Juni) über den Barockautor Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen:

Wahrscheinlich im Frühjahr 1622 kam in Gelnhausen der Sohn eines Bäckers zur Welt, dessen Lebensgeschichte rätselhaft und wundersam sein sollte. Rätselhaft, weil bis heute über die ersten 26 Jahre seines Lebens nicht viel bekannt ist. Wundersam, weil der Bäckerbub, Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen, den ersten großen Roman in deutscher Sprache schreiben sollte, obwohl ihn seine Lebensumstände eigentlich daran hätten hindern müssen.

Keinesfalls ist der ‚Simplicius Simplicissimus’ von 1668 als verkappte Autobiographie zu lesen. Aber dennoch birgt der Roman eine Schicht, die auf den Autor hin zu entziffern ist. Es steckt in dem merkwürdigen Schelmenroman die Schilderung einer Rettungsstrategie, die mit Literatur schöner nicht verknüpft sein kann. Grimmelshausen erzählt im ‚Simplicissimus’ auch und sehr verquer, wie ein traumatisierter Kindersoldat, der in Hanau in den Dreißigjährigen Krieg entführt wurde, nichts Gescheites gelernt hat und keinerlei Kontakte zur literarischen Welt hatte, sich selbst durch Schreiben rettete. Seine simplicianischen Bücher können als ein ‚episches Rettungswerk’ verstanden werden, in dem der Autor immer wieder aus den Schrecken des Krieges in eine Welt der wundersamsten Lektüren ausbricht.

In dem Vortrag werde ich Beispiele aufführen, die für eine derartige biographische Entzifferung von Grimmelshausens Roman sprechen, aber auch das Leben des Barockautors erzählen. Dieser war nach dem Krieg bis zu seinem Tod 1676 Schaffner, Burgvogt und Schultheiß in der Ortenau nicht weit von Straßburg und hätte eigentlich keinesfalls Romane, Traktate, Kalender schreiben können; was er aber aller Wahrscheinlichkeit zum Trotz doch getan hat.

Als Zugabe: Einladung zu einer Überraschungsreise

Heiner Boehncke und Hans Sarkowicz
Grimmelshausen. Leben und Schreiben. Vom Musketier zum Weltautor.
November 2011, in: Die Andere Bibliothek, Eichborn Verlag, Frankfurt am Main.

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