1968 – Und? Damals und heute (Weiberg, 20.3.2018)

Einladung zur kritischen Suchbewegung

Dienstag, 20. März 2018, um 19 Uhr
Im Gästehaus der Universität Bremen, Teerhof

1968 – Und?
Damals und heute

Vortrag und Gespräch mit
Dr. Gerd Weiberg

Verehrte Empfänger unserer Einladungen,
liebe Freunde Kritischer Suchbewegungen!

Vor 50 Jahren erreichte die 68er Bewegung ihren Höhepunkt. Das sollte nicht nur Anlass für museale Betrachtungen und eine letzte Chance für ihre Veteranen sein, sich zu rühmen. Es gilt vielmehr kritisch zu fragen, was das Wesen dieser Bewegung ausmachte, was ihre Erfolge und ihr Scheitern verursacht hat, und welche Bedeutung sie für die Gegenwart erlangen sollte. Dafür will die „Kritische Suchbewegung“ einen Raum zur Verfügung stellen. Den Einstieg in die Diskussion sollen zwei Vorträge erleichtern.

Vortrag Gerd Weiberg: 1968 – Und? Damals und heute

Der Blick zurück nach 50 Jahren ist nicht einfach. Zeitzeugenschaft mag zwar „authentische“ Erinnerungen und plastische Erzählungen hervorbringen, aber die Gefahr der Parteilichkeit ist nicht von der Hand zu weisen. Die Sache selber, über die zu berichten ist, liegt fünfzig Jahre zurück. Der Tag, der sich in die Geschichte Westdeutschlands eingebrannt hat, der Tag an dem ein diffuses Unbehagen in eine Bewegung umschlug, war der 2. Juni 1967, an dem während des Besuches des Schah von Persien Benno Ohnesorg ermordet wurde.

Schon ein Jahr später mit der Verabschiedung der Notstandsgesetze Ende Mai1968 war ein Abschwung unverkennbar; manche sprechen vom beginnenden Zerfall dieser Bewegung. Ihr Ende wird dann für Anfang 1970 dekretiert, als sich der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS), der wohl wichtigste Akteur damals, selbst auflöste. Diese antiautoritäre  Bewegung zerfiel und entmischte sich: Das eine Extrem war der Zusammenschluss zum bewaffneten Kampf, das andere der Beitritt zur Willy Brandt-SPD. Zum dritten gab es die neuen Parteigründungen, die sich als intellektueller Kopf der Arbeiterklasse verstanden. Aber auch wenn es das Ende einer immer sich weiter hochschraubenden Aktionsphase gewesen sein mochte: Die Republik hatte sich verändert. Der bleierne Mief der ersten zwei Jahrzehnte der Nachkriegszeit war zerstoben: „Geschichte war machbar, Herr Nachbar“.

Gerd Weiberg, geb.1943, Maschinenschlosser und promovierter Soziologe, SDS-Mitglied seit 1967, aktiv in der hannoverschen APO. Dann Mitarbeiter am Institut für Soziologie an der Universität Hannover, in der Niedersächsischen Staatskanzlei zuständig für die Weltausstellung EXPO 2000, Mitarbeit bei der Europäischen Kulturhauptstadt Weimer 1999, Konzeption und Koordination „Einsteinjahr 2005“ für die Bundesregierung, Kurator der Ausstellung: „Ansichten der Revolte. Hannover 1967-1969.“

Ergänzender Vortrag Gerhard Vinnai: Schattenseiten der 68er Bewegung.

Die 68er Bewegung hat auf befreiende Art vielerlei soziale Horizonte geöffnet. Darüber werden leicht von ihren Anhängern ihre Schattenseiten vergessen, die in ihre Niederlagen eingingen.
Gerhard Vinnai war Mitglied im SDS in Frankfurt und Hannover. Bis 2005 war er Professor für analytische Sozialpsychologie an der Universität Bremen.

Letzte Bücher: Wunschwelten und Opferzusammenhänge. Zur analytischen Sozialpsychologie der westlichen Kultur. 2011. Die Tücken des Privateigentums. Der Einfluss auf die Psyche und notwendige Alternativen. 2017

Herzliche Einladung!

Mit freundlichen Grüßen
Gert Sautermeister und Gerhard Vinnai