Ist er noch zu erkennen? Kritische Gedanken zu Entstehung und Funktion des Beethoven-Bildes (Schleuning, 25.10.2021)

Einladung zur kritischen Suchbewegung

Montag, 25. Oktober 2021, um 19:00 Uhr
im Haus der Wissenschaft, Sandstr. 4/5, Großer Saal

Ist er noch zu erkennen? Kritische Gedanken zu Entstehung und Funktion des Beethoven-Bildes

Vortrag und Gespräch mit
Prof. Dr. Peter Schleuning

Verehrte Empfänger unserer Einladungen,
liebe Freunde Kritischer Suchbewegungen!

Die Veranstaltung sollte ursprünglich während des Beethovenjahres 2020 aus Anlass des 250igsten Geburtstages von Beethoven gehalten werden. Sie musste wegen der Corona-Krise verschoben werden. Schleunings Kritik hat aber nichts von ihrer Aktualität verloren, wie sich gerade in Bezug auf viele fragwürdige Feierlichkeiten des Beethovenjahres zeigen ließe.

Der Referent über seinen Vortrag:

Das verbreitete Bild von Beethovens Musik und Charakter ist teilweise durch Leben und Äußerungen des Komponisten selbst beeinflusst worden: Tragik, Größe, Verzicht, Heldentum, Unglück und Kampf sind seine Kennzeichen. Auch Begriff und Verständnis der so genannten absoluten Musik spielen dabei eine zentrale Rolle, sosehr Beethoven selbst dem entgegengesetzten Bestreben nach Bild- und Wortfantasie beim Hören das Wort geredet und damit dem widersprochen hat, was bald schon als Anforderung des „Klassischen“ gefordert wurde: begriffsloses Ebenmaß, stille Versenkung, weltabgewandte Konzentration ohne Beeinflussung durch „Außermusikalisches“. Im Gegenteil: Beethoven galt zeitlebens als Romantiker, als „Humorist“, als „unser musikalischer Jean Paul.“ Die Proklamierung Beethovens zum nationalen Heros der „Klassik“ nahm aber unaufhaltsam ihren Lauf. Diese Entwicklung vom nicht unumstrittenen Komponisten zum unkritisierbaren Kunstheiligen ist von hoher kunst- und gesellschaftlicher Bedeutung: Nicht die Musik ist das Objekt, durch das das Subjekt sich erfreuen und bilden kann, sondern das Kunstwerk ist das Subjekt, dem die hörenden Objekte sich aufschauend zu nähern suchen sollen. Nicht aktive und kreative Teilnahme, sondern Unterordnung und Gehorsam werden zur Bedingung des Kunstgenusses.

Über unseren Referenten:

Peter Schleuning, geboren 1941 in Insterburg (Ostpreußen), Studium der Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Soziologie an den Universitäten Kiel, München und Freiburg im Breisgau. 1970 Promotion mit einer Arbeit über freie Klaviermusik des 18. Jahrhunderts. 1968 Solistenprüfung im Fach Flöte an der Musikhochschule Freiburg im Breisgau. Mitarbeit in den Bürgerinitiativen gegen den Bau eines Kernkraftwerks in Wyhl (Kaiserstuhl). 1971-1975 Assistent an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. 1977-1980 Lehrbeauftragter an der Universität Bremen, 1979-2006 Akademischer Rat an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg, 1986 apl. Professor.

Veröffentlichungen zur Sozialgeschichte der Musik des 18. und 19.Jahrhunderts, zur Verzierungsforschung, zum politischen und Kinderlied, zur Musik von Johann Sebastian und Carl Philipp Emanuel Bach, von Telemann, Mozart, Beethoven, Schumann, Felix Mendelssohn und Fanny Hensel und von Hanns Eisler.

Wir bitten unsere Gäste darum, Ihr Interesse an der Veranstaltung durch Anmeldung unter folgender Emailadresse zu bekunden: . Sollte sich eine Änderung bei der Veranstaltung pandemiebedingt ergeben, würden wir das in der Presse am Tag selbst mitteilen.

Herzliche Einladung!

Mit freundlichen Grüßen Gert Sautermeister und Gerhard Vinnai