Eigentum und Enteignung — ein zentrales Thema literarischer Werke (Sautermeister, 19.2.15)

Einladung zu kritischer Suchbewegung

Donnerstag, den 19. Februar 2015, um 20.00 Uhr
Im Gästehaus der Universität am Teerhof

Eigentum und Enteignung — ein zentrales Thema literarischer Werke

Vortrag und Diskussion mit
Prof. Dr. Gert Sautermeister

Verehrte Empfänger unserer Einladungen,
liebe Freunde Kritischer Suchbewegungen!

Zur Sozialpsychologie des Eigentums gesellen wir literarisch anschauliche, zum Teil provokative Auseinandersetzungen mit der Thematik. Die Geschichte der Literatur zeigt uns das Phänomen Eigentum in verschiedenen Ausprägungen, zum Beispiel als persönliches, identitätsstiftendes Eigentum, als ökonomisches Privateigentum, als personenbezogener autoritärer Besitzanspruch. Solchen Eigentumsformen ist häufig das Thema Enteignung zugeordnet. Die Literatur wird im Allgemeinen entschieden zu wenig unter diesen Aspekten betrachtet, obgleich sie doch auch zentral für die menschliche Lebenswelt sind. Literarische Werke vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart können beispielhaft den Problemkreis Eigentum erhellen.

Zum Referenten:
Von 1974 bis 2005 Professor für Literaturgeschichte an der Universität Bremen. Dazwischen Gastprofessuren in Dänemark, Frankreich und den USA. Zahlreiche Aufsätze und Essays zur neueren deutschen Literatur von der Aufklärung und Klassik bis zur Gegenwart. — Selbständige Veröffentlichungen über Schiller, Thomas Mann, Lichtenberg, Gottfried Keller.

Herzliche Einladung!

Mit freundlichen Grüßen
Gert Sautermeister und Gerhard Vinnai

Beethoven in Auschwitz. Goethe in Dachau. Musik und Literatur in den Konzentrationslagern. (Wollenberg, 28.10.2014)

Einladung zu kritischer Suchbewegung

Dienstag, den 28. Oktober 2014, um 20.00 Uhr
in der Villa Ichon, Goldener Saal, Goetheplatz

Beethoven in Auschwitz. Goethe in Dachau. Musik und Literatur in den Konzentrationslagern.

Vortrag und Diskussion mit
Prof. Dr. Jörg Wollenberg (Bremen)

Verehrte Empfänger unserer Einladungen,
liebe Freunde Kritischer Suchbewegungen!

Kultur in Konzentrationslagern – das ist ein selten behandeltes Thema. Es verweist nicht nur auf die kulturelle Tätigkeit von Häftlingen, sondern auch auf ihre Fähigkeit, im Medium der Kultur Widerstand zu entwickeln. Diese bedeutende Funktion kultureller Verständigung beleuchtet ein Vortrag von Jörg Wollenberg, der auf eigenständigen, gründlichen Recherchen beruht. Unser Referent schreibt zu seinen Darlegungen in Kürze folgendes:

Es ist ein kaum bekanntes Kapitel deutscher Geschichte in Zeiten menschenverachtender Politik: Konzentrationslager stehen für den Mord an Millionen; für Folter, Hunger und unbeschreibliches Elend und Unrecht an Opfern des Naziregimes. Aber in KZ´s gab es auch ein reges Kulturleben. Fast jedes KZ hatte ein Orchester und eine Bibliothek. Was für die Bürger in Deutschland verboten war, das war Häftlingen erlaubt. Sie konnten beispielsweise in den Lagerbüchereien die verbrannten Werke von Heinrich Mann und Erich Mühsam lesen, „entartete“ Musik von Schönberg hören. Es gab Musikabende und Lesungen von Goethe- und Tolstoi-Stücken. Hinter dem Eingangstor der Konzentrationslager verbargen sich als nicht nur Baracken für die Häftlinge und ein leistungsfähiges Krematorium mit Gaskammern, sondern vielfach auch ein Kulturhaus mit Künstlerwerkstätten, Zeichenstuben, ein Konzert- und Theatersaal und eine Bücherei. Gelegentlich auch wie in Dachau ein Kindergarten, Effektenkammern und Lagerwerkstätten, eine Schule mit Vortragsraum, eine Kaffeestube, ein Standesamt, eine Kapelle für Gottesdienste und ein Bordell. Die Benutzung der Kulturräume führte zu künstlerischen und literarischen Ausdrucksformen. Sie trugen zur Lebensbehauptung der KZ-Häftlinge bei. Und für einige der Häftlinge entwickelten sich daraus feste Formen des Widerstands im Lager.

Zur Person:

Jörg Wollenberg, geboren am 30.1.1937 in Ahrensbök/Ostholstein. Studium der Geschichte, Germanistik, politische Wissenschaften und Philosophie an den Universitäten Hamburg, Göttingen und Paris. Staatsexamen für das Höhere Lehramt (1965), Promotion zum Dr. phil. (1975). Während und nach dem Studium Lehrtätigkeit an Heimvolkshochschulen. Seit 1965 pädagogischer Mitarbeiter bei den Landesarbeitsgemeinschaften für ländliche Erwachsenenbildung und bei „Arbeit und Leben“ in Hannover und Göttingen (1966‑1971). Leitung der Volkshochschule der Stadt Bielefeld (1971‑1978), der Heimvolkshochschule Heinrich Hansen e.V. in Lage–Hörste (1974/75) und des Bildungszentrum der Stadt Nürnberg (1985‑1992). Lehraufträge für Jugend- und Erwachsenenbildung an den Universitäten Frankfurt/Main und Bielefeld (1971-1981). Seit 1978 Professor für Weiterbildung mit dem Schwerpunkt politische Bildung an der Universität Bremen – bis zum Ruhestand am 1. Mai 2002.

Herzliche Einladung!

Mit freundlichen Grüßen
Gert Sautermeister und Gerhard Vinnai

Schreiben unter Druck. Poesie und Poetik der französischen Werkstatt für potentielle Literatur – OULIPO (1.07.2014)

Einladung zu kritischer Suchbewegung

Dienstag, den 1. Juli 2014, um 20.00 Uhr im Gästehaus der Universität, Teerhof, Bremen

Schreiben unter Druck. Poesie und Poetik der französischen Werkstatt für potentielle Literatur (OULIPO)

Vortrag und Schreibpraxis mit
Heiner Boehncke
Professor für neuere Literaturgeschichte (Frankfurt/M.)

Verehrte Empfänger unserer Einladungen,
liebe Freunde Kritischer Suchbewegungen!

Heiner Boehncke, den einige von Ihnen aus Veranstaltungen der letzten Jahre kennen und schätzen, bietet in diesem Sommer eine literarische Soirée der besonderen Art an. Sie ist nicht nur hörenswert, sondern lädt auch zum Mitmachen ein. Wer will, kann sich also auch in der Schreibpraxis von „Oulipo“ versuchen. In jedem Fall wird es einen spannenden und vergnüglichen Abend geben.

Unser Referent schreibt zu seinem Vortrag in Kürze:

Mitte Dezember 1960 traf sich in Paris ein Mathematiker und Schachtheoretiker mit einem berühmten Schriftsteller, um systematisch nach neuen Schreibverfahren zu suchen. Sie gründeten eine Schriftstellerassoziation, die bis heute besteht: OULIPO (ouvroir de littérature potentielle, Werkstatt für potentielle Literatur). Der Mathematiker war François Le Lionnais, Raymond Queneau (Zazie in der Metro)hieß der Autor. Sie interessierten sich für das Zusammenspiel von klar definierten „Schreibzwängen“ (frz. Contraintes) und literarischer
Produktivität. Zunächst kämmten sie die Literaturgeschichte nach „Vorläufern“ durch. In einer Mischung aus gewollter Selbstüberschätzung und relativierendem Humor stellten sie fest, dass schon immer nach Regeln von OULIPO geschrieben wurde. Tatsächlich sind literarische Spielformen wie Anagramm, Palindrom oder Lipogramm so alt wie die überlieferte Tradition. Im Barock wurde an diese Formen üppig angeknüpft, etwa mit dem Sonett, das einem strengen Schema folgt.
Als dann Mitte der 60er Jahre Autoren wie Italo Calvino, Georges Perec, dann Jacques Roubaud und in Deutschland der geniale Übersetzer Eugen Helmlé und Oskar Pastior hinzukamen, entstand bald eine sehr produktive neue Literatur, die sich ständig selbst ausgedachten oder weiterentwickelten Formzwängen unterwarf. Perec veröffentlichte 1969 mit La Disparition einen lipogrammatischen Roman ohne „e“. der von Helmlé wunderbar übersetzt wurde. Perec hat den Verzicht auf den im Französischen wie im Deutschen am häufigsten verwendeten Buchstaben auch als eine Form von Trauerarbeit verstanden. Seine Eltern, polnischstämmige Juden, waren nach Frankreich ausgewandert. Der Vater fiel 1940, die Mutter wurde 1943 verschleppt und wurde wahrscheinlich in Auschwitz-Birkenau ermordet. Mit sieben Jahren wurde Georges Perec zum Vollwaisen. Er verlor das Liebste und schrieb einen Roman, in dem er auf den wichtigsten Buchstaben verzichtete.
Oulipotische Literatur thematisiert und reflektiert, wie versteckt und pfiffig auch immer, den jeweiligen Schreibzwang. Ein Sonett über das Sonett wäre ein vollendetes oulipotisches Gedicht.
Mittlerweile existieren in vielen Ländern oulipotische Schreibgruppen mit immer neuen Einfällen, atemberaubenden Schreibzwängen und Ausweitungen auf andere ästhetische Praktiken in Musik, Grafik und Malerei. Basis bleibt dabei immer das Interesse an der Frage, was passiert, wenn eine Kunst, ein Verfahren in die Enge getrieben wird. Wer ohne „a“ oder monovokalistisch nur mit „a“ schreibt, gelangt rasch an die Grenzen der geläufigen Sprache. Er oder sie hilft sich (und oft den Lesern) mit Erfindungen, die manchmal als poetische Blitze erhellen oder auch umwerfend komisch wirken.

In seinem Vortrag wird Heiner Boehncke in Theorie und Geschichte oulipotischer Verfahren einführen. Poetische Suchbewegungen werden aber auch den Zuhörern abverlangt, die bitte Papier und Stift mitbringen.

Literaturreise in den Rheingau

Mitte Oktober 2013 findet eine Literaturreise in den Rheingau statt.

Termin: 18.10.2013 (mittags) bis 20.10.2013 (nachmittags).

Die Teilnahme erfordert eine Anmeldung! Bitte wenden Sie sich bei Interesse direkt an Heiner Boehncke, seine Kontaktdaten finden Sie weiter unten. Den Text zum Vortrag Der Rheingau als Literaturlandschaft hier.

Heiner Boehncke
Am Kochberg 10
63477 Maintal
Mobil 0171.3343179

Der Rheingau als Literaturlandschaft (27.6.13)

Einladung zu kritischer Suchbewegung

Donnerstag, den 27. Juni 2013, um 20.00 Uhr
im Gästehaus der Universität Bremen, Teerhof

„Eine Gegend wie ein Dichtertraum“
Der Rheingau als Literaturlandschaft

Vortrag und Gespräch mit

Heiner Boehncke
Professor für Literaturwissenschaft, Universität Frankfurt am Main

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