Das Glück des Spatenstichs ins Erdreich der Erinnerung – Zum Bild der Kindheit und Jugend bei Walter Benjamin

Eine Veranstaltung der Kritischen Suchbewegungen am 11.1.12 um 20.00 Uhr im Gästehaus der Universität Bremen, Teerhof:

Das Glück des Spatenstichs ins Erdreich der Erinnerung – Zum Bild der Kindheit und Jugend bei Walter Benjamin

Vortrag und Diskussion mit
Prof. Dr. Wolfgang Bock – Rio de Janeiro
Prof. Dr. Irving Wohlfarth – Bremen und Paris

Verehrte, liebe Empfänger unserer Einladungen!

Mit zunehmendem Alter rückt die Kindheit immer ferner – zugleich beschäftigen sich viele ältere Menschen immer intensiver mit ihr.

Wolfgang Bock und Irving Wohlfarth wollen zeigen, wie sich Walter Benjamin mit seiner Kindheit auseinander gesetzt hat und was man davon heute lernen kann.

Wir freuen uns auf einen anregenden Abend am 11. Januar 2012 im Gästehaus der Universität und grüßen freundlich.

Johannes Beck, Gert Sautermeister und Gerhard Vinnai

Wolfgang Bock & Irving Wohlfarth zum Thema:

Kann man von einer Kindheitserfahrung zwischen den Generationen sprechen und was mag sie heute noch bedeuten?

Als Walter Benjamin an seiner Berliner Chronik schreibt, aus der dann die Berliner Kindheit um Neunzehnhundert hervorgehen wird, befindet er sich auf Ibiza. Er ahnt bereits, dass er seine Heimatstadt sobald nicht wiedersehen wird. Ab 1933 ist er ein Flüchtling in Paris, bevor er sich 1940 an der spanischen Grenze das Leben nimmt. Die Texte zum Kindheitsbuch entstehen in dieser Zeit.

Zeitferne und Raumferne ähneln sich. Aus solcher Ferne verändern sich die Erinnerungen an die Kindheit. Sie verwandeln sich ähnlich wie Photographien von persönlichen zu historischen Bildern der Epoche. Wenn man Benjamins Texte heute anschaut, dann stellt sich bei den Lesern zugleich die Frage nach den Bildern der eigenen Kindheit. Diese muss nicht wie die Benjaminsche verlaufen sein: Er ist 1892 als Jude in Berlin geboren, war ein Großstadtkind und ein Millionärssohn. Wer könnte das unter uns Heutigen von sich behaupten? Aber der verbindende Eindruck bleibt, dass die Erinnerung an unsere Kindheit in einem anderen Milieu im oder nach dem Zweiten Weltkrieg ebenfalls bereits historisch geworden ist. Und das heißt zuallererst: Wenn wir uns ihrer nicht zu erinnern versuchen, wird sie mit uns unwiederbringlich verloren gehen.
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Wolfgang Bock und Irving Wohlfarth verbindet eine langjährige Arbeit am Werk Benjamins. Sie werden aus Texten Benjamins lesen und diese nach ihrem Erfahrungsgehalt befragen. Das wird zugleich der Anlass sein, um exemplarisch über die eigene Kindheit zu reflektieren.

Irving Wohlfarth, Jahrgang 1940, hat in den Vereinigten Staaten Romanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft gelehrt und ist heute emeritierter Professor für Germanistik in Frankreich; er lebt in Bremen und Paris.

Wolfgang Bock, Jahrgang 1957 studierte in Bremen, lehrte in Weimar und arbeitet heute als Professor für deutsche Literatur und Sprache an der Bundesuniversität von Rio de Janeiro (UFRJ) in Brasilien, wo er auch lebt.

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