Glaube und Politik, der religiöse Aufbruch vor 500 Jahren und wir heute (Klatt, 30.10.2017)

Einladung zur kritischen Suchbewegung

Montag, den 30. Oktober 2017, um 19:30 Uhr
Im Gästehaus der Universität am Teerhof

Glaube und Politik, der religiöse Aufbruch vor 500 Jahren und wir heute
Das Reformationsjahr 2017 als Anlass für nachdenkliches Fragen

Vortrag und Gespräch mit
Hans-Gerhard Klatt

Verehrte Empfänger unserer Einladungen,
liebe Freunde Kritischer Suchbewegungen!

Das Reformationsjubiläum hat ein starkes Echo hervorgerufen und zu vielfältigen bemerkenswerten Reaktionen geführt. Das zeigt sich unter anderem darin, dass der normale Reformationstag am 31. Oktober erstmals ein staatlicher Feiertag sein wird. Wenn also der Vortrag von Hans-Gerd Klatt über das Reformationsjubiläum am Vorabend des Feiertags, am 30. Oktober, stattfindet, so hat das eine besondere Bedeutung, zumal unser Referent BREMENS BEAUFTRAGTER FÜR DAS REFORMATIONSJUBILÄUM 2017 war. Er hat in dieser Funktion einen Reichtum an Erfahrungen und Ideen gewonnen, den wir in seinem Vortrag mit Spannung nachvollziehen und im Gespräch erörtern können.

Der Referent über seinen Vortrag:

Zum ersten Mal begeht das Bundesland Bremen (wie alle Bundesländer) den Reformationstag am 31. Oktober als staatlichen Feiertag. Es ist eine Hommage an das besondere Ereignis „500 Jahre Reformation“. Ein Thesenanschlag im beschaulichen Wittenberg hat Weltgeschichte geschrieben und leuchtet bis heute jedem Europäer und jeder Europäerin tief hinein in die individuelle Biographie, ob er oder sie sich dessen bewusst ist oder nicht.

 Der Vorabend des Reformationstags ist ein guter Termin, sich einmal Rechenschaft darüber abzulegen, was es mit der Reformation auf sich hat und was es gesellschaftspolitisch bedeutet, wenn auch eine liberal und säkular geprägte Stadtgesellschaft wie Bremen ein religiöses Ereignis zum Anlass eines Feiertags nimmt und schon ein ganzes Jubiläumsjahr mitgestaltet hat. Bremen ist in diesem Zuge Reformationsstadt Europas geworden, war Station auf dem Europäischen Stationenweg auf den Spuren der Reformation, hat sich an der Weltausstellung Reformation in Wittenberg beteiligt und sein Altbürgermeister Jens Böhrnsen ist zusammen mit der jungen Kommunikationswissenschaftlerin Maria Esfandiari Bremens Reformationsbotschafter geworden.  Die historische Erinnerung bringt zu Tage, dass „Reformation“ weit mehr bedeutet als ein religiöses Ereignis mit innerkirchlichen Folgen. Die Entdeckung, dass zwischen Gott und Mensch keine Institution steht, sondern ein je persönlicher Zugang möglich ist, hat ganze Gesellschaften in Europa umgewälzt. In Bremen hat es die Autonomiebestrebungen des Rates gegen den erzbischöflichen Landesherrn befördert und eine engagierte Bürgergesellschaft hervorgebracht. Bereits im 16. Jahrhundert hat sich Bremen durch eine besondere Willkommenskultur für Flüchtlinge ausgezeichnet und den Ehrentitel „Herberge der Verfolgten“ erhalten.

Gleichwohl ist der Sprung vom 16. Jahrhundert in unsere Gegenwart kein gradliniger. Die Auffassung von der Reformation als Geburtsstunde der Moderne ist ein geistiges Produkt des 19. Jahrhunderts. Die Pluralisierung des Christentums hat zunächst in gewaltige Konflikte geführt und bedurfte der Pazifizierung in der Konstruktion des religionsneutralen Staats. Heute sieht sich die Religionsneutralität neu herausgefordert durch eine Präsenz öffentlich wirksamer religiöser Pluralität und durch damit verbundene neue Konfliktkonstellationen.

Welche neuen kulturellen, ökumenischen, politischen und europäischen Perspektiven das Reformationsjubiläum eröffnen kann, soll eines der Hauptthemen der Diskussion sein.

Über unseren Referenten:

Hans-Gerhard Klatt ist seit kurzem evangelischer Pastor im Ruhestand. Von Januar 2015 bis August 2017 hat er als Beauftragter der Bremischen Evangelischen Kirche für den Ökumenischen Stadtkirchentag 2016 und das Reformationsjubiläum 2017 die Projekte vorbereitet und koordiniert, mit denen die Bremische Evangelische Kirche unter dem Motto „frei denken – frei glauben – frei leben“ zur Feier des Reformationsjubiläums einlädt. Zuvor hat er von 1996 bis 2014 das Evangelische Bildungswerk Bremen geleitet.

Herzliche Einladung!

Mit freundlichen Grüßen
Gert Sautermeister und Gerhard Vinnai