Die europäisierten deutsch-polnischen kulturpolitischen Beziehungen nach 1990 (23.4.2014)

Einladung zu kritischer Suchbewegung

Dienstag, den 23. April 2014, um 20.00 Uhr im Gästehaus der Universität, Teerhof, Bremen

Die europäisierten deutsch-polnischen kulturpolitischen Beziehungen nach 1990

Vortrag und Gespräch mit
Wolfgang Schlott
Professor für neuere slawische Kultur- und Literaturgeschichte

Mit Wolfgang Schlott, ehemals Professor an der Forschungsstelle Osteuropa der Universität Bremen, haben wir einen ausgewiesenen Experten für das oben genannte Thema gewonnen. Im Horizont gegenwärtiger herrschender Krisen kommt diesem Thema eine eigene Aktualität zu.

Unser Referent schreibt zu seinem Vortrag in Kürze:

„Die gegenwärtigen politischen Auseinandersetzungen in der Ukraine kreisen um die Orientierung des Landes an der EU oder an Russland. Dabei wird häufig (auch in westlichen Ländern) Polen als Modell einer gelingenden Westintegration genannt. Der Vortrag soll dieses Modell am Beispiel der deutsch-polnischen kulturpolitischen Beziehungen einer kritischen Analyse unterziehen.
Die polnische „samtene“ Revolution im Jahr 1989 leitete in den auf deutscher Seite schwer belasteten historischen Beziehungen zwischen Deutschland und der Volksrepublik Polen eine entscheidende Wende ein. Nach der im Herbst 1990 erfolgten Auflösung der DDR, die stets ein gespanntes, und seit der Solidarność-Bewegung ein besonders misstrauisches Verhältnis gegenüber den polnischen Nachbarn „pflegte“, bemühten sich die BR Deutschland und die eben konstituierte Republik Polen um eine rasche Normalisierung der politischen, wirtschaftlichen und vor allem der kulturpolitischen Beziehungen.

In meinem Vortrag zeichne ich, ausgehend von dem Nachbarschaftsvertrag 1991 zwischen der BR Deutschland und der Republik Polen, die wesentlichen Entwicklungsstränge in den kulturpolitischen wechselseitigen Bemühungen nach. Schwerpunkte sind dabei: Förderung der kulturellen Infrastruktur in Polen unter kritischer Abwägung der finanziellen Asymmetrien (z.B. Aufkauf von polnischen Zeitungsverlagen durch bundesdeutsche Konzerne), Modernisierung des Buch- und Zeitungsmarkts, Einrichtung von polnischen Kulturinstitutionen in Deutschland und von Goethe-Instituten in Polen, Deutsch-Polnisches Jugendwerk, grenznahe Kultur- und Wirtschaftsprojekte, Aufarbeitung des nationalsozialistischen Terrorregimes und dessen Folgen in beiden Ländern, gegenseitige psychomentale Anerkennung, Rolle beider Länder im vereinten Europa.
Abschließend weise ich auf Asymmetrien in den kulturpolitischen Beziehungen zwischen Polen und Deutschland und unterziehe die Kulturpolitik beider Staaten im Zeitraum von 1990 bis 2014 einer kritischen Würdigung.“