Beethoven in Auschwitz. Goethe in Dachau. Musik und Literatur in den Konzentrationslagern. (Wollenberg, 28.10.2014)

Einladung zu kritischer Suchbewegung

Dienstag, den 28. Oktober 2014, um 20.00 Uhr
in der Villa Ichon, Goldener Saal, Goetheplatz

Beethoven in Auschwitz. Goethe in Dachau. Musik und Literatur in den Konzentrationslagern.

Vortrag und Diskussion mit
Prof. Dr. Jörg Wollenberg (Bremen)

Verehrte Empfänger unserer Einladungen,
liebe Freunde Kritischer Suchbewegungen!

Kultur in Konzentrationslagern – das ist ein selten behandeltes Thema. Es verweist nicht nur auf die kulturelle Tätigkeit von Häftlingen, sondern auch auf ihre Fähigkeit, im Medium der Kultur Widerstand zu entwickeln. Diese bedeutende Funktion kultureller Verständigung beleuchtet ein Vortrag von Jörg Wollenberg, der auf eigenständigen, gründlichen Recherchen beruht. Unser Referent schreibt zu seinen Darlegungen in Kürze folgendes:

Es ist ein kaum bekanntes Kapitel deutscher Geschichte in Zeiten menschenverachtender Politik: Konzentrationslager stehen für den Mord an Millionen; für Folter, Hunger und unbeschreibliches Elend und Unrecht an Opfern des Naziregimes. Aber in KZ´s gab es auch ein reges Kulturleben. Fast jedes KZ hatte ein Orchester und eine Bibliothek. Was für die Bürger in Deutschland verboten war, das war Häftlingen erlaubt. Sie konnten beispielsweise in den Lagerbüchereien die verbrannten Werke von Heinrich Mann und Erich Mühsam lesen, „entartete“ Musik von Schönberg hören. Es gab Musikabende und Lesungen von Goethe- und Tolstoi-Stücken. Hinter dem Eingangstor der Konzentrationslager verbargen sich als nicht nur Baracken für die Häftlinge und ein leistungsfähiges Krematorium mit Gaskammern, sondern vielfach auch ein Kulturhaus mit Künstlerwerkstätten, Zeichenstuben, ein Konzert- und Theatersaal und eine Bücherei. Gelegentlich auch wie in Dachau ein Kindergarten, Effektenkammern und Lagerwerkstätten, eine Schule mit Vortragsraum, eine Kaffeestube, ein Standesamt, eine Kapelle für Gottesdienste und ein Bordell. Die Benutzung der Kulturräume führte zu künstlerischen und literarischen Ausdrucksformen. Sie trugen zur Lebensbehauptung der KZ-Häftlinge bei. Und für einige der Häftlinge entwickelten sich daraus feste Formen des Widerstands im Lager.

Zur Person:

Jörg Wollenberg, geboren am 30.1.1937 in Ahrensbök/Ostholstein. Studium der Geschichte, Germanistik, politische Wissenschaften und Philosophie an den Universitäten Hamburg, Göttingen und Paris. Staatsexamen für das Höhere Lehramt (1965), Promotion zum Dr. phil. (1975). Während und nach dem Studium Lehrtätigkeit an Heimvolkshochschulen. Seit 1965 pädagogischer Mitarbeiter bei den Landesarbeitsgemeinschaften für ländliche Erwachsenenbildung und bei „Arbeit und Leben“ in Hannover und Göttingen (1966‑1971). Leitung der Volkshochschule der Stadt Bielefeld (1971‑1978), der Heimvolkshochschule Heinrich Hansen e.V. in Lage–Hörste (1974/75) und des Bildungszentrum der Stadt Nürnberg (1985‑1992). Lehraufträge für Jugend- und Erwachsenenbildung an den Universitäten Frankfurt/Main und Bielefeld (1971-1981). Seit 1978 Professor für Weiterbildung mit dem Schwerpunkt politische Bildung an der Universität Bremen – bis zum Ruhestand am 1. Mai 2002.

Herzliche Einladung!

Mit freundlichen Grüßen
Gert Sautermeister und Gerhard Vinnai