Wie wird Musik „gemacht“ – und was „macht“ sie mit uns? Vortrag mit Beispielen aus Franz Schuberts Winterreise (Mückenberger, 3.12.2015)

Einladung zu kritischer Suchbewegung

Donnerstag, den 3. Dezember 2015, um 19.30 Uhr
Im Haus der Wissenschaft, Kleiner Saal (Sandstraße 4/5)

Wie wird Musik „gemacht“ – und was „macht“ sie mit uns? Vortrag mit Beispielen aus Franz Schuberts Winterreise 

Vortrag und Gespräch mit
Prof. Dr. Ulrich Mückenberger

Verehrte Empfänger unserer Einladungen,
liebe Freunde Kritischer Suchbewegungen!

Wir melden uns nach längerer Pause bei Euch/Ihnen zurück und hoffen, dass unser zeitlos-aktuelles Thema vielfältige Resonanz finden wird.

Unser Referent, Ulrich Mückenberger, hat sich neben seiner fachwissenschaftlichen Laufbahn als Hochschullehrer kontinuierlich seinen musikalischen Neigungen und Interessen gewidmet und sie praktisch und theoretisch weiterentwickelt. Er schreibt zu seinem Thema:

Der Vortrag widmet sich der Entstehung und Wirkung des musikalischen Kunstwerks. Was sind die Merkmale musikalischer Produktion im Europa der letzten drei oder vier Jahrhunderte? was unterscheidet sie von anderer Weltmusik? was unterscheidet das musikalische Kunstwerk von Werken anderer Künste? Wie kommt es, dass wir von dieser Musik angesprochen und betroffen werden? Der Vortrag geht also Produktions- wie Konsumbedingungen neuerer westlicher Kunstmusik nach. Dabei spielen Kategorien wie Klang, Tonalität, Farbe und Rhythmus einerseits, Aufführungsorte und -anlässe und Hörgewohnheiten andererseits, eine Rolle. Die theoretische Annäherung an den Zusammenhang zwischen musikalischer Ästhetik und Wirkung wird flankiert von Hörbeispielen und deren Reflexion. Schuberts „Winterreise“ ist dafür geeignet, weil sie offensichtlich ein heutiges Zeitgefühl anspricht. Wilhelm Müllers Gedichtzyklus und Franz Schuberts Vertonung vermitteln auch heute noch Symbole einer komplizierten gesellschaftlichen Situation von Menschen – in Gestalt von Individualisierung, Fremdheit und Sinnsuche. Wie der Musik gelingt, dieses Zeitgefühl anzusprechen, zeigen nicht nur Schuberts Lieder selbst. Auch die Reinterpretation des Liedzyklus durch Hans Zender von 1996, provozierende gesanglich-filmische Interpretationen des Tenors Ian Bostridge oder Filmanimationen William Kentricks zur „Winterreise“ demonstrieren die Aktualität der Rezeption des Müller/Schubert’schen Werks, indem sie sich den Stoff mit den Mitteln heutiger Gestaltung neu aneignen. Mit Hilfe von Hör- und Sehbeispielen strebt der Vortrag eine Verbindung von theoretischer Reflexion und sinnlicher Erfahrung darüber an, wie Musik „gemacht“ wird ‑ und was sie mit uns „macht“.

Zum Referenten:
Ulrich Mückenberger hat an den Universitäten Hamburg und Bremen sowie in Bari, Nantes, St. Petersburg und Antalya im internationalen Arbeits- und Sozialrecht, der Rechts- und Politikwissenschaft sowie der Zeitpolitik geforscht, gelehrt und publiziert. Zeitlebens hatte er musikalische Interessen: Ausbildung in Klarinette und Musiktheorie am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt, ein Jahr Kammermusikkurs an der Scuola di Musica di Fiesole, Mitarbeit in Orchestern und Kammermusikzirkeln; seit mehr als 20 Jahren führt er als „En passant“-Veranstalter in die Konzerte der Deutsche Kammerphilharmonie Bremen ein; seit der Pensionierung 2010 lernt er dazu noch Klavier…

Herzliche Einladung!

Mit freundlichen Grüßen
Gert Sautermeister und Gerhard Vinnai