Genug erinnert? Lehren aus dem Supergedenkjahr 2014 (Klatt, 10.3.15)

Einladung zu Kritischer Suchbewegung

Vortrag und Diskussion mit Hans-Gerhard Klatt

Genug erinnert?
Lehren aus dem Supergedenkjahr 2014

Dienstag, 10. März 2015, 20.00 Uhr, Gästehaus Universität, Am Teerhof

Was soll man davon halten? Ausgerechnet in einem Jahr, in dem so intensiv, wie es im Vorfeld kaum erwartet werden konnte, an die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“, an die 17 Millionen Tote und 21 Millionen Verwundete im Ersten Weltkrieg und die langen Folgen seiner besonderen Schrecken erinnert wurde, wird eine aktive Kriegspolitik wieder zu einem denkbaren Mittel der europäischen Politik! Dieser Zwiespalt gibt Anlass, sich die „Erträge“ des Supergedenkjahres 2014 mit seinen drei Erinnerungsdaten 1914, 1939 und 1989 noch einmal genau anzuschauen. In Bremen hatte sich früh ein „Forum Gedenken 100 Jahre Erster Weltkrieg“ gebildet, zahlreiche Bremer Institutionen haben ihre Schuldgeschichte der Mitwirkung an Kriegsbegeisterung und Durchhalteparolen aufgearbeitet – so auch die Bremische Evangelische Kirche – und öffentliche Anerkennung dafür erhalten. Worin aber liegt begründet, dass die Erinnerungspraxis so abgehackt neben den politischen Steuerungsdiskursen der Gegenwart liegt?

Hans-Gerhard Klatt ist Pastor der Bremischen Evangelischen Kirche und seit Januar 2015 der Beauftragte seiner Kirche für das Jubiläum „500 Jahre Reformation 2017“. Von 1996 bis 2014 hat er das Evangelische Bildungswerk Bremen geleitet. Schwerpunkte seiner Erwachsenbildungsarbeit lagen in der Begleitung von Projekten und Veranstaltungen zur Erinnerungspraxis und zum Interreligiösen Dialog.

Zur Sozialpsychologie des Eigentums – Wie kann man über andere Eigentumsformen nachdenken? (Vinnai, 13.2.15)

Einladung zu kritischer Suchbewegung

Achtung: Datums- und Ortsänderung:
Freitag, den 13. Februar 2015, um 20.00 Uhr
In der Villa Ichon

Zur Sozialpsychologie des Eigentums – Wie kann man über andere Eigentumsformen nachdenken?

Vortrag und Diskussion mit
Prof. Dr. Gerhard Vinnai

Verehrte Empfänger unserer Einladungen,
liebe Freunde Kritischer Suchbewegungen!

Mit dem universellen Triumph des Kapitalismus, der auf dem Privateigentum basiert, scheint die Kritik an dieser Eigentumsform hinfällig zu sein. Aber die Notwendigkeit der Kritik bleibt aktuell, nicht zuletzt, weil der Kapitalismus, der das Privateigentum heilig spricht, dieses in großem Ausmaß auch zerstört und seiner bisherigen Bedeutung beraubt. Zugleich lockern gesellschaftliche Tendenzen, die zum Beispiel mit dem Internet verbunden sind, die bisherige Bindung an das Privateigentum. Der Vortrag soll an Beispielen deutlich machen, wie eng unsere psychische Verfasstheit mit dem Privateigentum verknüpft ist. Er möchte zugleich das Nachdenken darüber anregen, wie trotzdem neue Möglichkeitsräume in der Beziehung zum Eigentum entdeckt werden können.

Zum Referenten:

Bis 2005 Professor für analytische Sozialpsychologie an der Universität Bremen. Studium der Soziologie und Psychologie in Frankfurt. / Arbeitsperspektive: Verbindung von Psychoanalyse und kritischer Gesellschaftstheorie. / Arbeitsschwerpunkte: Gewalt, Religion, Geschlechterverhältnisse, Wissenschaftskritik, Psychoanalyse der Erziehung.

Letzte Veröffentlichungen: Wunschwelten und Opferzusammenhänge. Zur analytischen Sozialpsychologie der westlichen Kultur. 2011 / Hitler – Scheitern und Vernichtungswut. Zur Genese des faschistischen Täters. 2004 / Jesus und Ödipus. 1999

Herzliche Einladung!

Mit freundlichen Grüßen
Gert Sautermeister und Gerhard Vinnai

Eigentum und Enteignung — ein zentrales Thema literarischer Werke (Sautermeister, 19.2.15)

Einladung zu kritischer Suchbewegung

Donnerstag, den 19. Februar 2015, um 20.00 Uhr
Im Gästehaus der Universität am Teerhof

Eigentum und Enteignung — ein zentrales Thema literarischer Werke

Vortrag und Diskussion mit
Prof. Dr. Gert Sautermeister

Verehrte Empfänger unserer Einladungen,
liebe Freunde Kritischer Suchbewegungen!

Zur Sozialpsychologie des Eigentums gesellen wir literarisch anschauliche, zum Teil provokative Auseinandersetzungen mit der Thematik. Die Geschichte der Literatur zeigt uns das Phänomen Eigentum in verschiedenen Ausprägungen, zum Beispiel als persönliches, identitätsstiftendes Eigentum, als ökonomisches Privateigentum, als personenbezogener autoritärer Besitzanspruch. Solchen Eigentumsformen ist häufig das Thema Enteignung zugeordnet. Die Literatur wird im Allgemeinen entschieden zu wenig unter diesen Aspekten betrachtet, obgleich sie doch auch zentral für die menschliche Lebenswelt sind. Literarische Werke vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart können beispielhaft den Problemkreis Eigentum erhellen.

Zum Referenten:
Von 1974 bis 2005 Professor für Literaturgeschichte an der Universität Bremen. Dazwischen Gastprofessuren in Dänemark, Frankreich und den USA. Zahlreiche Aufsätze und Essays zur neueren deutschen Literatur von der Aufklärung und Klassik bis zur Gegenwart. — Selbständige Veröffentlichungen über Schiller, Thomas Mann, Lichtenberg, Gottfried Keller.

Herzliche Einladung!

Mit freundlichen Grüßen
Gert Sautermeister und Gerhard Vinnai

Zur Kulturgeschichte des mündlichen Erzählens (Merkel, 21.1.2015)

Einladung zu kritischer Suchbewegung

Mittwoch, den 21. Januar 2015, um 20.00 Uhr
Im Gästehaus der Universität am Teerhof

Zur Kulturgeschichte des mündlichen Erzählens

Vortrag und Diskussion mit
Prof. Dr. Johannes Merkel

Verehrte Empfänger unserer Einladungen,
liebe Freunde Kritischer Suchbewegungen!

Johannes Merkel stellt eine Jahrtausende alte Tradition vor, die trotz ihrer universalen Verbreitung noch nicht ins allgemeine Bewußtsein gedrungen ist. Umso reizvoller ist es, die Formen und Funktionen mündlichen Erzählens kennenzulernen, das häufig auch die Schriftliteratur und das Theater beeinflußte.
Unser Referent nennt als Schwerpunkte seines Themas: die Interaktion zwischen Erzähler und Hörern beispielsweise in den Dörfern Afrikas, die erstaunliche Improvisationstechnik der Epenerzähler Mittelasiens, die Wechselwirkung zwischen Berufserzählern, Schriftliteratur und Theater in China oder die Unterschiede zwischen männlichem und weiblichem Erzählen im islamischen Orient.
Ob nun die Erzähler vor Stammes- oder Dorfgemeinschaften, vor Adelskreisen oder auf Straßen und Märkten auftraten, ihre Erzählungen verbreiteten in unterhaltsamer Weise religiöse Vorstellungen, historische Erfahrungen und moralische Werte, beeinflußten daüber Träume, Denken, Handeln ihrer Zuhörer. – Die „moderne Kultur“ sucht neuerdings die Funktionen dieses „Urmediums“ menschlicher Kommunikation für ihre Massenmedien fruchtbar zu machen.

Zum Referenten:

Johannes Merkel studierte Germanistik und Romanistik und arbeitete als freier Autor von Kinderbüchern, für Kindertheater und Kinderfernsehen in Westberlin, 1977-2007 Professor für Vorschulerziehung (Schwerpunkt Kindermedien) an der Universität Bremen, nebenberuflich weiter als Erzähler von Märchen und eigenen Geschichten tätig. Er gab mehrere Sammelbände orientalischer und chinesischer Erzählungen heraus und hielt Kurse zum freien Erzählen an der Universität sowie im Rahmen von Erzieher- und Lehrerfortbildungen ab.

Einschlägige Publikationen von Johannes Merkel:

  • Märchen, Phantasie und soziales Lernen. Gemeinsam mit Dieter Richter. Berlin 1974
  • Erzählen, die Wiederentdeckung einer vergessenen Kunst, Reinbek 1982
  • Spielen – Erzählen – Phantasieren. Die Sprache der inneren Welt, München 2000 (Neuauflage Bremen 2007)
  • Hören, Sehen, Staunen. Kulturgeschichte des mündlichen Erzählens, Hildesheim 2014

Prof. Michael Nagel wird Johannes Merkel mit eigener Stimme beim Vortrag unterstützen.

Herzliche Einladung!

Mit freundlichen Grüßen und unseren besten Wünschen zum neuen Jahr
Gert Sautermeister und Gerhard Vinnai

Zur Sozialpsychologie des islamistischen Terrors (Vinnai, 18.11.2014)

Einladung zu kritischer Suchbewegung

Dienstag, den 18. November 2014, um 20.00 Uhr
in der Villa Ichon, Goldener Saal, Goetheplatz

Zur Sozialpsychologie des islamistischen Terrors

Vortrag und Diskussion mit
Prof. Dr. Gerhard Vinnai (Bremen)

Verehrte Empfänger unserer Einladungen,
liebe Freunde Kritischer Suchbewegungen!

Nach dem Ende der Sowjetunion erscheint der Islamismus als Hauptfeind der westlichen Zivilisation. Die Art der Gewaltausübung durch al-Qaida oder den „Islamischen Staat“ verbreitet Angst und Schrecken. Die fundamentalistischen Terroristen üben aber nicht nur Gewalt gegen andere aus, sondern auch gegen sich selbst. Ihr Terror verbindet die Bereitschaft zum Mord mir der zum Selbstmord. Der terroristische Selbstmordattentäter findet für seine Schreckenstat weltweit besondere Aufmerksamkeit.

Die Veranstaltung will auf sozialpsychologische Aspekte dieser terroristischen Gewalt Licht werfen und deutlich machen, dass das Unheimliche an ihr uns in manchem durchaus heimlich vertraut sein kann. Welche Verbindung gehen hier Gewalt und Religion ein, welche Individuen sind dafür anfällig und inwiefern ist unsere westliche Welt an der Produktion von Terroristen beteiligt?

Zum Referenten:

Bis 2005 Professor für analytische Sozialpsychologie an der Universität Bremen. Studium der Soziologie und Psychologie in Frankfurt. / Arbeitsperspektive: Verbindung von Psychoanalyse und kritischer Gesellschaftstheorie. / Arbeitsschwerpunkte: Gewalt, Religion, Geschlechterverhältnisse, Wissenschaftskritik, Psychoanalyse der Erziehung.

Letzte Veröffentlichungen: Wunschwelten und Opferzusammenhänge. Zur analytischen Sozialpsychologie der westlichen Kultur. 2011 / Hitler – Scheitern und Vernichtungswut. Zur Genese des faschistischen Täters. 2004 / Jesus und Ödipus. 1999

Herzliche Einladung!

Mit freundlichen Grüßen
Gert Sautermeister und Gerhard Vinnai

Beethoven in Auschwitz. Goethe in Dachau. Musik und Literatur in den Konzentrationslagern. (Wollenberg, 28.10.2014)

Einladung zu kritischer Suchbewegung

Dienstag, den 28. Oktober 2014, um 20.00 Uhr
in der Villa Ichon, Goldener Saal, Goetheplatz

Beethoven in Auschwitz. Goethe in Dachau. Musik und Literatur in den Konzentrationslagern.

Vortrag und Diskussion mit
Prof. Dr. Jörg Wollenberg (Bremen)

Verehrte Empfänger unserer Einladungen,
liebe Freunde Kritischer Suchbewegungen!

Kultur in Konzentrationslagern – das ist ein selten behandeltes Thema. Es verweist nicht nur auf die kulturelle Tätigkeit von Häftlingen, sondern auch auf ihre Fähigkeit, im Medium der Kultur Widerstand zu entwickeln. Diese bedeutende Funktion kultureller Verständigung beleuchtet ein Vortrag von Jörg Wollenberg, der auf eigenständigen, gründlichen Recherchen beruht. Unser Referent schreibt zu seinen Darlegungen in Kürze folgendes:

Es ist ein kaum bekanntes Kapitel deutscher Geschichte in Zeiten menschenverachtender Politik: Konzentrationslager stehen für den Mord an Millionen; für Folter, Hunger und unbeschreibliches Elend und Unrecht an Opfern des Naziregimes. Aber in KZ´s gab es auch ein reges Kulturleben. Fast jedes KZ hatte ein Orchester und eine Bibliothek. Was für die Bürger in Deutschland verboten war, das war Häftlingen erlaubt. Sie konnten beispielsweise in den Lagerbüchereien die verbrannten Werke von Heinrich Mann und Erich Mühsam lesen, „entartete“ Musik von Schönberg hören. Es gab Musikabende und Lesungen von Goethe- und Tolstoi-Stücken. Hinter dem Eingangstor der Konzentrationslager verbargen sich als nicht nur Baracken für die Häftlinge und ein leistungsfähiges Krematorium mit Gaskammern, sondern vielfach auch ein Kulturhaus mit Künstlerwerkstätten, Zeichenstuben, ein Konzert- und Theatersaal und eine Bücherei. Gelegentlich auch wie in Dachau ein Kindergarten, Effektenkammern und Lagerwerkstätten, eine Schule mit Vortragsraum, eine Kaffeestube, ein Standesamt, eine Kapelle für Gottesdienste und ein Bordell. Die Benutzung der Kulturräume führte zu künstlerischen und literarischen Ausdrucksformen. Sie trugen zur Lebensbehauptung der KZ-Häftlinge bei. Und für einige der Häftlinge entwickelten sich daraus feste Formen des Widerstands im Lager.

Zur Person:

Jörg Wollenberg, geboren am 30.1.1937 in Ahrensbök/Ostholstein. Studium der Geschichte, Germanistik, politische Wissenschaften und Philosophie an den Universitäten Hamburg, Göttingen und Paris. Staatsexamen für das Höhere Lehramt (1965), Promotion zum Dr. phil. (1975). Während und nach dem Studium Lehrtätigkeit an Heimvolkshochschulen. Seit 1965 pädagogischer Mitarbeiter bei den Landesarbeitsgemeinschaften für ländliche Erwachsenenbildung und bei „Arbeit und Leben“ in Hannover und Göttingen (1966‑1971). Leitung der Volkshochschule der Stadt Bielefeld (1971‑1978), der Heimvolkshochschule Heinrich Hansen e.V. in Lage–Hörste (1974/75) und des Bildungszentrum der Stadt Nürnberg (1985‑1992). Lehraufträge für Jugend- und Erwachsenenbildung an den Universitäten Frankfurt/Main und Bielefeld (1971-1981). Seit 1978 Professor für Weiterbildung mit dem Schwerpunkt politische Bildung an der Universität Bremen – bis zum Ruhestand am 1. Mai 2002.

Herzliche Einladung!

Mit freundlichen Grüßen
Gert Sautermeister und Gerhard Vinnai

Aktualität und Brisanz des Freihandelsabkommens (Berger/Zinke, 8.10.2014)

Einladung zu kritischer Suchbewegung

Mittwoch, den 8. Oktober 2014, um 20.00 Uhr im Gästehaus der Universität, Am Teerhof

Aktualität und Brisanz des Freihandelsabkommens

Vortrag und Diskussion mit

Dr. rer. pol. Klaus Berger (Bremen)
Dipl. Kfm. Alfred Zinke (Bremen)

Verehrte Empfänger unserer Einladungen,
liebe Freunde Kritischer Suchbewegungen!

Die Aktualität des Freihandelsabkommens, das zwischen der EU einerseits, den USA, Kanada und weiteren 23 Staaten andererseits vorbereitet wird, gewinnt von Monat zu Monat an Brisanz. Es steht zu befürchten, dass dieses Abkommen nicht etwa Wachstum und Wohlstand für alle heraufführen wird, wie seine Befürworter behaupten, sondern dass es die Institutionen der parlamentarischen Demokratie ignorieren wird, um die neoliberale Ausrichtung der Globalisierung zu festigen. Daher tun Aufklärung und Widerstand not.

Unsere Referenten Dr. rer. pol. Klaus Berger und Dipl. Kfm. Alfred Zinke schreiben zu ihrem Vortrag:

Freihandelsabkommen beschäftigen die europäische Politik und zunehmend die nationalen öffentlichen Debatten. Mittlerweile entwickelt sich an diesen Vorhaben auch eine grenzüberschreitende Öffentlichkeit in Europa, wie vor kurzem im August die Europäische Sommeruniversität von Attac Paris, aber auch in den USA, allen voran die Verbraucherorganisation mit Lori Wallach als Sprecherin .
Drei Freihandelsverträge stehen im Mittelpunkt: TTIP zwischen den USA und EU, CETA zwischen Kanada und EU und TiSA zwischen 23 Staaten und EU.

Die Verhandlungen werden geheim geführt, häufig geleakt und heizen damit und mit vagen Auskünften offizieller Stellen die Auseinandersetzungen an. Die Presse berichtet in weiten Teilen über problematische Aspekte. Auch prominente Journalisten greifen diese Verträge als „Versuch eines Staatsstreichs in Raten oder Zeitlupe“ an (z.B. Heribert Prantl von der Süddeutschen). Dagegen heben die Befürworter den Nutzen der Verträge für Wohlstand, Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze und Bürokratieabbau hervor: Getreu dem Credo des Neoliberalismus soll durch Deregulierung die Dynamik der Wirtschaft zum Wohle aller gesteigert werden.

Unsere Ausgangsthese: Es soll eine umfassende Machtverschiebung von parlamentarisch-demokratischen Institutionen hin zu transatlantischen Konzernen und ihren Lobbyorganisationen stattfinden.

Dazu gehen wir auf folgende Aspekte ein:

  1. Ein Überblick: Welche sind die wesentlichen Bestandteile von TTIP, CETA, TiSA?
  2. Handelshemmnisse: Wer oder was wird in wessen Interesse eigentlich gehemmt? Abbau sozialer, arbeitsrechtlicher, verbraucher- und umweltschutzrechtlicher Regeln zugunsten privater Unternehmerfreiheit.
  3. Freihandelsabkommen vor Ort: Folgen für den öffentlichen Bereich und die Kultur.
  4. Investitionsschutz: Klagerecht für Konzerne gegen Staaten vor privaten Schiedsgerichten an der ordentlichen Gerichtsbarkeit vorbei.
  5. Neue Institutionen: Living Agreement und Regulierungsrat.

Angaben zur Person der Referenten:

Alfred Zinke, Dipl. Kfm., Studium BWL in Karlsruhe und München, berufliche Tätigkeit in Wirtschaftsberatung, Softwareentwicklung und Einführung integrierter kaufmännischer IT-Systeme. Seit 2009 in Altersteilzeit/Rente; Beschäftigung mit wirtschaftspolitischen Themen, aktuell bei Attac zum Thema Freihandelsabkommen.

Dr. rer. pol. Klaus Berger, Studium in Hamburg, Marburg, Bremen; Promotion bei Prof. Hickel; Schuldienst in Bremen mit den Fächern Wirtschaftslehre und Psychologie, Lehrerfortbildung, Erwachsenenbildung; seit dem Ruhestand bei Attac

Herzliche Einladung!

Mit freundlichen Grüßen
Gert Sautermeister und Gerhard Vinnai

Heimat und Kindheit (C. Türcke, 18.9.2014)

Einladung zu kritischer Suchbewegung

Donnerstag, den 18. September 2014, um 20.00 Uhr in der Villa Ichon, Goldener Saal

Heimat und Kindheit

Vortrag und Diskussion mit
Prof. Dr. Christoph Türcke (Leipzig)

Verehrte Empfänger unserer Einladungen,
liebe Freunde Kritischer Suchbewegungen!

Was uns als Heimat erscheint, ist mit Bildern aus der Kindheit verknüpft. Die Mutter ist die erste Heimat des Kindes, aus der Beziehung zu ihr kann das Fundament einer Halt gebenden „inneren Heimat“ entstehen. Mit der Herkunftsfamilie und deren Lebenswelt sind erste prägende Erfahrungen verbunden, aus denen der Wunsch resultiert, nach dem Verlassen des Elternhauses anderswo einen Ort zu finden, an dem man sich zu Hause und geborgen fühlen kann.
Dieser Wunsch kann widersprüchliche Wirkungen zeitigen: Er kann dazu verführen, eine problematische Realität zu verklären, um das schmerzliche Gefühl der Heimatlosigkeit abzuwehren, aber er kann auch dazu drängen, die Realität auf konstruktive und aufgeklärte Art so zu verändern, dass sie als weniger fremd und bedrohlich erfahren wird.

Christoph Türcke hat ein wichtiges Buch über die Heimat geschrieben, in dem er sich um die kritische Rehabilitierung dieses Begriffs bemüht. Sein Vortrag zu diesem Thema soll auch an Johannes Beck erinnern. Er schreibt dazu:
„Bildung der Heimat“ heißt der letzte Text aus der Feder von Johannes Beck. Er wusste um die Zusammengehörigkeit von Heimat und Kindheit. Wo immer man sich heimisch fühlt, stellen sich Kindheitserinnerungen ein. Zur Heimatverklärung besteht dennoch keinerlei Anlass.

Herzliche Einladung!

Mit freundlichen Grüßen
Gert Sautermeister und Gerhard Vinnai

 

Schreiben unter Druck. Poesie und Poetik der französischen Werkstatt für potentielle Literatur – OULIPO (1.07.2014)

Einladung zu kritischer Suchbewegung

Dienstag, den 1. Juli 2014, um 20.00 Uhr im Gästehaus der Universität, Teerhof, Bremen

Schreiben unter Druck. Poesie und Poetik der französischen Werkstatt für potentielle Literatur (OULIPO)

Vortrag und Schreibpraxis mit
Heiner Boehncke
Professor für neuere Literaturgeschichte (Frankfurt/M.)

Verehrte Empfänger unserer Einladungen,
liebe Freunde Kritischer Suchbewegungen!

Heiner Boehncke, den einige von Ihnen aus Veranstaltungen der letzten Jahre kennen und schätzen, bietet in diesem Sommer eine literarische Soirée der besonderen Art an. Sie ist nicht nur hörenswert, sondern lädt auch zum Mitmachen ein. Wer will, kann sich also auch in der Schreibpraxis von „Oulipo“ versuchen. In jedem Fall wird es einen spannenden und vergnüglichen Abend geben.

Unser Referent schreibt zu seinem Vortrag in Kürze:

Mitte Dezember 1960 traf sich in Paris ein Mathematiker und Schachtheoretiker mit einem berühmten Schriftsteller, um systematisch nach neuen Schreibverfahren zu suchen. Sie gründeten eine Schriftstellerassoziation, die bis heute besteht: OULIPO (ouvroir de littérature potentielle, Werkstatt für potentielle Literatur). Der Mathematiker war François Le Lionnais, Raymond Queneau (Zazie in der Metro)hieß der Autor. Sie interessierten sich für das Zusammenspiel von klar definierten „Schreibzwängen“ (frz. Contraintes) und literarischer
Produktivität. Zunächst kämmten sie die Literaturgeschichte nach „Vorläufern“ durch. In einer Mischung aus gewollter Selbstüberschätzung und relativierendem Humor stellten sie fest, dass schon immer nach Regeln von OULIPO geschrieben wurde. Tatsächlich sind literarische Spielformen wie Anagramm, Palindrom oder Lipogramm so alt wie die überlieferte Tradition. Im Barock wurde an diese Formen üppig angeknüpft, etwa mit dem Sonett, das einem strengen Schema folgt.
Als dann Mitte der 60er Jahre Autoren wie Italo Calvino, Georges Perec, dann Jacques Roubaud und in Deutschland der geniale Übersetzer Eugen Helmlé und Oskar Pastior hinzukamen, entstand bald eine sehr produktive neue Literatur, die sich ständig selbst ausgedachten oder weiterentwickelten Formzwängen unterwarf. Perec veröffentlichte 1969 mit La Disparition einen lipogrammatischen Roman ohne „e“. der von Helmlé wunderbar übersetzt wurde. Perec hat den Verzicht auf den im Französischen wie im Deutschen am häufigsten verwendeten Buchstaben auch als eine Form von Trauerarbeit verstanden. Seine Eltern, polnischstämmige Juden, waren nach Frankreich ausgewandert. Der Vater fiel 1940, die Mutter wurde 1943 verschleppt und wurde wahrscheinlich in Auschwitz-Birkenau ermordet. Mit sieben Jahren wurde Georges Perec zum Vollwaisen. Er verlor das Liebste und schrieb einen Roman, in dem er auf den wichtigsten Buchstaben verzichtete.
Oulipotische Literatur thematisiert und reflektiert, wie versteckt und pfiffig auch immer, den jeweiligen Schreibzwang. Ein Sonett über das Sonett wäre ein vollendetes oulipotisches Gedicht.
Mittlerweile existieren in vielen Ländern oulipotische Schreibgruppen mit immer neuen Einfällen, atemberaubenden Schreibzwängen und Ausweitungen auf andere ästhetische Praktiken in Musik, Grafik und Malerei. Basis bleibt dabei immer das Interesse an der Frage, was passiert, wenn eine Kunst, ein Verfahren in die Enge getrieben wird. Wer ohne „a“ oder monovokalistisch nur mit „a“ schreibt, gelangt rasch an die Grenzen der geläufigen Sprache. Er oder sie hilft sich (und oft den Lesern) mit Erfindungen, die manchmal als poetische Blitze erhellen oder auch umwerfend komisch wirken.

In seinem Vortrag wird Heiner Boehncke in Theorie und Geschichte oulipotischer Verfahren einführen. Poetische Suchbewegungen werden aber auch den Zuhörern abverlangt, die bitte Papier und Stift mitbringen.

Die europäisierten deutsch-polnischen kulturpolitischen Beziehungen nach 1990 (23.4.2014)

Einladung zu kritischer Suchbewegung

Dienstag, den 23. April 2014, um 20.00 Uhr im Gästehaus der Universität, Teerhof, Bremen

Die europäisierten deutsch-polnischen kulturpolitischen Beziehungen nach 1990

Vortrag und Gespräch mit
Wolfgang Schlott
Professor für neuere slawische Kultur- und Literaturgeschichte

Mit Wolfgang Schlott, ehemals Professor an der Forschungsstelle Osteuropa der Universität Bremen, haben wir einen ausgewiesenen Experten für das oben genannte Thema gewonnen. Im Horizont gegenwärtiger herrschender Krisen kommt diesem Thema eine eigene Aktualität zu.

Unser Referent schreibt zu seinem Vortrag in Kürze:

„Die gegenwärtigen politischen Auseinandersetzungen in der Ukraine kreisen um die Orientierung des Landes an der EU oder an Russland. Dabei wird häufig (auch in westlichen Ländern) Polen als Modell einer gelingenden Westintegration genannt. Der Vortrag soll dieses Modell am Beispiel der deutsch-polnischen kulturpolitischen Beziehungen einer kritischen Analyse unterziehen.
Die polnische „samtene“ Revolution im Jahr 1989 leitete in den auf deutscher Seite schwer belasteten historischen Beziehungen zwischen Deutschland und der Volksrepublik Polen eine entscheidende Wende ein. Nach der im Herbst 1990 erfolgten Auflösung der DDR, die stets ein gespanntes, und seit der Solidarność-Bewegung ein besonders misstrauisches Verhältnis gegenüber den polnischen Nachbarn „pflegte“, bemühten sich die BR Deutschland und die eben konstituierte Republik Polen um eine rasche Normalisierung der politischen, wirtschaftlichen und vor allem der kulturpolitischen Beziehungen.

In meinem Vortrag zeichne ich, ausgehend von dem Nachbarschaftsvertrag 1991 zwischen der BR Deutschland und der Republik Polen, die wesentlichen Entwicklungsstränge in den kulturpolitischen wechselseitigen Bemühungen nach. Schwerpunkte sind dabei: Förderung der kulturellen Infrastruktur in Polen unter kritischer Abwägung der finanziellen Asymmetrien (z.B. Aufkauf von polnischen Zeitungsverlagen durch bundesdeutsche Konzerne), Modernisierung des Buch- und Zeitungsmarkts, Einrichtung von polnischen Kulturinstitutionen in Deutschland und von Goethe-Instituten in Polen, Deutsch-Polnisches Jugendwerk, grenznahe Kultur- und Wirtschaftsprojekte, Aufarbeitung des nationalsozialistischen Terrorregimes und dessen Folgen in beiden Ländern, gegenseitige psychomentale Anerkennung, Rolle beider Länder im vereinten Europa.
Abschließend weise ich auf Asymmetrien in den kulturpolitischen Beziehungen zwischen Polen und Deutschland und unterziehe die Kulturpolitik beider Staaten im Zeitraum von 1990 bis 2014 einer kritischen Würdigung.“